“Das John und Rick Märchen”

“Lord, help me walk another mile, just one more mile. I am tired of walking all alone.”

Mit diesem Song beginnt “A hundred Highways”, die letzte CD von Johnny Cash. Aufgenommen wurde sie von Rick Rubin, seinem jungen Musik-Produzenten aus Los Angeles.

“Lord, help me smile, another smile, just one mor smile. You know, I just can’t make it on my own.” Wenn ich die Songs höre und das Begleitheft dazu ansehe, erschauere ich.  Das Album hat Momente, die einen auf die Knie gehen lassen” - so drückt ein Musikjournalist es aus. Auf dem Cover der alte Sänger ganz in Schwarz, ganz in sich gekehrt, müde, krank. “With a humble heart on bended knee, I am begging, Lord, please, for help.” “Schade, daß meine Stimme kaputt ist,”, hat Cash zu seinem Produzenten gesagt. Rick Rubin: Ich mag Deine Stimme, so wie sie ist; sie ist ehrlich. Ich ziehe sie extra nach vorne.” Wenige Wochen später stirbt Johnny Cash an Lungenkrebs.

Im Begleitheft steht etwas sehr Erstaunliches und beleuchtet das Verhältnis zwischen Cash und seinem Produzenten: Rick Rubin hatte von einem Prediger gehört, daß der tägliche Empfang der Kommunion Krebs heilen könne. Er sprach davon zu Cash. Rubin sagt: “John und ich, wir telefonierten täglich miteinander. Ich hatte noch nie die Kommunion empfangen. Er sprach den Ritus vor. Wir schlossen die Augen. Jeder Anruf endete auf die gleiche Weise: ”I love you, John”.  ”I love you, Rick”.

Auf der leitzten Seite des Begleitheftes sieht man im Studio an der Wand einen ausgestopften Elchkopf. Darüber abgehängt sind zwei Verbindungsstecker, die nicht mehr gebraucht werden. Das ist im September 2003.

Anrührend ist auch, was der Produzent am Schluss des Begleitheftes schreibt: “Johnny’s Tiefe und Weisheit erfüllten mich stets mit Begeisterung und Erstaunen. Mein Leben wurde unermesslich viel reicher dadurch, daß ich ihn gekannt habe. Ich hoffe, Ihr Hörer seid ebenso bewegt durch Johnny’s Geschichtenerzählen, wie ich es bin. I love you, John”. Rick Rubin, Malibu, California, 2003

Zehn Jahre vorher begann das, was Franz Dobler, der Biograf von Johnny Cash, “Das John-und-Rick-Märchen” nennt, die Geschichte davon, was sich ereignete, als der Mann mit dem Bart den Mann in Schwarz (”the man in black”) traf.

4 Reaktionen zu ““Das John und Rick Märchen””

  1. Sy

    Hallo,das sind wirklich tolle Seiten.
    Aber das Johnny an Lungenkrebs gestorben ist,lese ich hier zum ersten Mal.
    Kann da ein Irrtum vorliegen?
    Mfg
    Sy

  2. admin

    Der Hinweis auf den Lungenkrebs ist leider kein Irrtum.

    Lesenswert dazu dieser Beitrag, auch über die Tabuisierung von Krankheit:

    http://www.astrazeneca.de/az/content/005/010_archiv/054.jsp

    Christian
    www.ccarls.de

  3. TH

    Die Liste der Krankheit an der Johnny Cash erkrankte und die im Einzelnen die meisten Menschen auf die Knie gezwungen hätten ist sehr lang.
    Wenn er an Lungenkrebs gestorben wäre hätte man das sicher nicht verheimlicht.

    MFG

  4. Sy

    Ich habe nirgends einen Hinweis auf Lungenkrebs als Todesursache bei Johnny Cash finden können. Allerdings ist wohl seine 1.Frau, Vivian, an Lungenkrebs gestorben. Ich erinnere mich auch an ein Konzert in dem ich war, als June Carter auf der Bühne ein damals (vor ca. 20 Jahren) aufgekommenes Gerücht diesbezüglich dementierte. Mich würde daher interessieren, aus welcher Quelle diese Information stammt.
    Ansonsten- schöne Seiten und recht gute Übersetzungen. Ich habe auch einige Texte übersetzt, das ist manchmal recht schwierig.
    Auch die Berichte über die Zusammenarbeit mit Rick Rubin, der jetzt wohl das Label wechselt, finde ich gut gelungen.
    Schöne Feiertage und ein gutes Neues Jahr.
    Sy